Ein Erlebnisbericht - 12-Stunden-Schneeschuhwanderung –                    27.02.2016

Winter-Outdoor-Festival Berchtesgadener Land

 

Du spinnst ja – i hatsch doch ned 12 Stund lang um Berchtsgon umadum“ war meine spontane Antwort auf die Frage meiner lieben Freundin Yvonne, ob ich Lust hätte sie und ihren Lebensgefährten auf der von ihr bei einem Preisausschreiben gewonnenen Tour zu begleiten. Nicht, dass ich mir eine 12 Stunden lange Tour nicht zutrauen würde – aber doch bitte auf einen ordentlichen Berg hinauf und im Sommer oder Herbst und nicht mit Schneeschuhen in einem Gelände, das ich vermeintlich eh schon in- und auswendig kenne.
Aber erstens schaut man bekanntlicher weise einem geschenkten Gaul nicht ins Maul und außerdem kann ich doch die lieben Beiden nicht so alleine lassen. Außerdem ist es ja noch so viele  Wochen bis zum Termin hin. Also sagte ich nun doch neugierig geworden zu. Die Vorbereitungszeit ging rasend schnell vorbei, die Anmeldeformulare waren längst ausgefüllt und der Tag X war da! 

Mitten in der Nacht läutete der Wecker und kurz vor sieben kam ich schon im Hotel Explorer in der Schönau an. Die Test-Leihausrüstung und einige Unterlagen sowie kleine Präsente wurden mir ausgehändigt. Die Lobby füllte sich mit weiteren Wanderlustigen und endlich kamen auch meine bereits am Vorabend angereisten Freunde daher. Schon hieß es: „Der Bus ist da! Alle einsteigen!“  Dieser Bus brachte 29 Teilnehmer und 3 Tourenbegleiter in die Oberau hinauf.


Pünktlich um 8:00 Uhr starteten wir frisch und forsch unsere Tour in Richtung Roßfeld, allerdings erst einmal mit den Schneeschuhen in der Hand, die wir erst etwas später an die Füße schnallen konnten. Die Tour kenne ich natürlich gut vom Schitouren-Gehen. Kleinere technische Probleme tauchten immer wieder mal auf und wurden allesamt gemeinschaftlich gelöst. Es ging gut dahin. Ein skeptischer Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch 10 Stunden vor mir hatte. Noch 10 Stunden!! Wir erreichten den Roßfeldgipfel, genossen die tolle Rundumsicht bei wunderbarem Wetter und freuten uns sehr auf die Mittagspause im Ahornkaser. Auf dem Weg zur Wirtschaft  bekamen wir noch Unterricht im extrem steil-bergab-gehen.   Es gab ein Gemeinschaftsgericht und ein Getränk nach Wahl. Ob allerdings Linsen mit Würstel das ideale Mittagessen war, lasse ich undiskutiert – noch sieben Stunden, nun mit teilweisem Düsenantrieb.


Wir gingen unterm Purtscheller-Haus vorbei runter zum Ofner Boden und querten die Ecker-Leitn. Mitleidige Blicke mehrerer Schitourengeher streiften uns, denen wir trotzig Stand hielten. Im weiteren Auf- und Ab mit ständigen Schneeschuh-an und Schneeschuh-aus marschierten wir am Kehlstein entlang über die Ligeret-Alm zur Scharitzkehl. Über diese geteerten Wege wurde schon viel geschrieben und gestritten. Und weil ich keine Bikerin bin, betraten meine Füße hier tatsächlich Neuland. Diesen Weg kannte ich noch gar nicht. Uii, schon 8 ½ Stunden auf den Beinen! Mein Kaffeedurst steigerte sich ins schier Unerträgliche. Doch es gab erst mal nichts Warmes, sondern eine von einer im Landkreis ansässigen Brauerei gesponserte Trinkpause mit Kaltgetränken. Hier musste sich leider eine Teilnehmerin verabschieden. Alle anderen waren weiterhin sehr tapfer.  Meine Wandermoral jedoch bewegte sich rapide auf den Nullpunkt zu. KAFFEE!!!!.

 

Da ich bisher noch keine Notwendigkeit sah, den Weg von der Scharitzkehl zum Vorderbrand anders als mit dem Auto zurück zu legen, begann nun für mich eine weitere Stunde lang eine Neutour. Ein schöner und abwechslungsreicher Weg nun in den Sonnenuntergang hinein. Ich sendete ein kurzes Überlebenszeichen an den Schatz daheim. Auf den letzten Metern schleppte ich mich regelrecht  ins rettende Wirtshaus. Endlich Pause und endlich Kaffee! Fast 9 Stunden sind schon rum. Puh! Ich wechselte die Socken und probierte die Fußwärmepads für die kalten Zehen aus. Tolle Sache diese Dinger. Endlich kam der Käsekuchen mitsamt dem heiß ersehntem Kaffee und meine Welt war wieder in Ordnung. Ich glaube nicht, dass verbotene Dopingmittel im Gebäck verarbeitet wurde – aber wundersamer weise richtete mich das Dargereichte in Kombination mit den nun wieder warmen Füßen derart auf, dass ich die letzten knapp zwei Stunden geradezu fröhlich anging. Kurz hinauf zum Hinterbrand und zur Piste rüber. Das Betreten des Pistenrandes war unserer Gruppe an diesem Abend erlaubt.  Sonst ist das natürlich außer donnerstags strikt untersagt, weil wegen den Präparierungs-arbeiten zu gefährlich.

 

Ich litt doch etwas beim bergab Stapfen. Der Schnee war gut und ich hätte gerne das berühmte Königreich für ein Paar Schier eingetauscht. Ankunft Parkplatz Jennerbahn 19:58 Uhr!  Wauh fast geschafft, Schneeschuhe an den Rucksack gezwackt und noch eineinhalb Kilometer bis zum Hotel. Die Ankunft um 20:19 Uhr war echt der Hit! Fackeln säumten den Weg, aus Lautsprechern schallte:

„We Are The Champions“ von Queen und der Applaus des Organisationsteams begleitete unsere letzten Meter. Nun erhielten wir sogar noch Urkunden, mit denen wir unsere 12 Stunden mit über 1400 Höhenmetern bei fast 30 km Wegstrecke belegen können. Das anschließende Nudelessen war mehr als erforderlich und schloss den positiven, erlebnisreichen Tag ab.


Ich glaube zwar nicht, dass ich mich ein weiteres Mal zu einer solchen Unternehmung überreden lassen werde, aber ich hatte einen tollen Tag in angenehmer Gesellschaft mit interessanten Eindrücken.